Zur Theorie des Antisemitismus
Zionistisches Glossar:
Definition Antisemitismus
Antisemitismus: Feindseligkeit oder Diskriminierung
Juden gegenüber als religiöse oder "rassische" Gruppe...
Max Horkheimer / Theodor W.
Adorno:
Elemente des Antisemitismus - Grenzen
der Aufklärung
"Warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft
menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei
versinkt", ist der Ausgangspunkt für eines, vielleicht das
bedeutendste philosophische Werk des 20. Jahrhunderts: Die Dialektik
der Aufklärung von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno von 1944.
Die hier ausgearbeitete Neuorientierung der Kritischen Theorie der
sogenannten Frankfurter Schule fand – unterstützt von empirischen
Studien des Instituts für Sozialforschung – ihre erste Anwendung
u.a. in einer bis heute breit rezipierten Theorie des modernen
Antisemitismus...
Moishe Postone:
Nationalsozialismus und Antisemitismus
Moishe Postone analysiert aus materialistischer
Perspektive die Gefahren, die von einer verkürzten
Kapitalismus-Kritik ausgehen und Grundlage für eine antisemitisch
motivierte Kapitalismuskritik darstellen.
"Die Linke machte einmal den Fehler, zu denken, daß sie
ein Monopol auf Antikapitalismus hätte oder umgekehrt, daß alle
Formen des Antikapitalismus zumindest potentiell fortschrittlich
seien.
Dieser Fehler war verhängnisvoll, nicht zuletzt für die Linke
selbst..."
Kritik des Antisemitismus:
Antisemitismus und bürgerliche Gesellschaft
Der Zugang zu einer Kritik des Antisemitismus erfolgt über
eine Kritik seiner Alltagswahrnehmung, eine Form von Wahrnehmung und
Bearbeitung, die zu theoretischen Systemen ausgearbeitet und verdichtet
werden kann. Diese können grob in subjektivistische und objektivistische
Erklärungsmuster eingeteilt werden...
Antisemitismus und Fetischismus:
Kritische Theorie zur Basisideologie der bürgerlichen Gesellschaft
In keinem anderen Phänomen kommt der
gesellschaftliche Wahn so konsequent zu seiner Wirklichkeit wie im
Antisemitismus. Die Reflexion auf Auschwitz als Synonym für die von
den Nazis industriell betriebene Massenvernichtung von Jüdinnen und
Juden hat daher zentrales Element jeder kritischen
Gesellschaftstheorie zu sein...
Antisemitismus aus
kritisch-theoretischer Sicht:
Möglichkeiten und Grenzen der politischen Bildungsarbeit in einem
gesellschaftlichen Problemfeld
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Antisemitismus
in einem Teilbereich der Sozialpädagogik, nämlich der politischen
Bildung, erscheint dringlich geraten, angesichts von Programmen der
Bundesregierung zur Bekämpfung von Rechtsextremismus, Rassismus und
Antisemitismus, welche in der Regel die unterschiedlichen
Problematiken unter die Begriffe Gewalt und Jugend subsumieren...
Was kann getan werden gegen Antisemitismus:
Eine Handreichung für PädagogInnen
Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei,
ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen
voran, dass ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu
sollen. (...) Sie zu begründen hätte etwas Ungeheuerliches
angesichts des Ungeheuerlichen, das sich zutrug. Dass man aber die
Forderung, und was sie an Fragen aufwirft, so wenig sich bewusst
macht, zeigt, dass das Ungeheuerliche nicht in die Menschen
eingedrungen ist, Symptom dessen, dass die Möglichkeit der
Wiederholung, was den Bewusstseins- und Unbewusstseinsstand der
Menschen anlangt, fortbesteht. Jede Debatte über Erziehungsideale
ist nichtig und gleichgültig diesem einen gegenüber, dass Auschwitz
nicht sich wiederhole. (Theodor W. Adorno, Erziehung nach
Auschwitz)...
Psychopathia antisemitica et faschistica
Jean Paul Sartre:
Der
Antisemitismus ist die Furcht vor dem Menschsein
...Die Juden haben einen Freund: den Demokraten. Aber
das ist ein erbärmlicher Verteidiger. ...für einen selbstbewußten
und stolzen Juden, der auf seiner Zugehörigkeit zur jüdischen
Gemeinschaft besteht, ... besteht zwischen dem Antisemiten und dem
Demokraten kein so großer Unterschied. Jener will ihn als Menschen
vernichten, um nur den Juden, den Paria, den Unberührbaren in ihm
bestehen lasen; dieser will ihn als Juden vernichten, um in ihm nur
den Menschen zu bewahren, das abstrakte und allgemeine Subjekt der
Menschen- und Bürgerrechte. Noch beim liberalsten Demokraten kann
man eine Spur von Antisemitismus entdecken: er steht dem Juden
feindselig gegenüber, sobald es dem Juden einfällt, sich als Jude zu
denken...
Pathologische Massenbildung gegen Juden und
Jüdinnen:
Zur Psychoanalyse des Antisemitismus
Als die "spezifischen Motive" des Antisemitismus nannte Freud
jene, "die aus geheimen Quellen" stammen. Die Wissenschaft, welche
uns den Blick auf diese geheimen (i.e. unbewussten) Quellen
ermöglicht, ist die Psychoanalyse. Auch die Charakterisierung des
Antisemitismus als "Leidenschaft" und die grandiose Irrationalität
(bis zur Wahnhaftigkeit) seiner Anschuldigungen verweisen auf die
Freudsche Theorie. Weil aber die Psychoanalyse das Individuum zum
Gegenstand hat, kann es "strenggenommen nur eine Psychoanalyse des
Antisemiten, nicht aber des Antisemitismus geben"...
Antisemitismus:
Eine psychoanalytische Betrachtung
Der Antisemitismus ist aus unseren Köpfen nicht
wegzudenken. Wohl nicht zu Unrecht ist er als Grundkonstante
zivilisierter Gesellschaften beschrieben worden. Psychodynamisch
betrachtet dient der Antisemitismus der "Selbstentgiftung" von
Minderwertigkeit und Schuld; das eigene Schlechte (aber auch das,
worum man sie beneidet) wird auf die Juden projiziert. Vor allem ist
der Antisemitismus aber ein massenpsychologisches Phänomen: ein
Grundbestandteil großer Kollektive...
Projektion auf das Fremde:
Politische Psychologie des Antisemitismus
Die Wurzeln der Politischen Psychologie des
Antisemitismus liegen vor allem in der Kritischen Theorie der
"Frankfurter Schule" und damit in der psychoanalytischen und
marxistischen Theorie. Die Politische Psychologie untersucht die
subjektiven (psychischen) Bedingungen des Antisemitismus ebenso wie
die gesellschaftlichen Bedingungen sowie deren Verhältnis
zueinander...
Teil des
des abendländischen Zivilisationsprozesses:
Der Hass auf das Andere
Die Debatte um den Antisemitismus verschleiert, dass
die abendländische Zivilisation nie frei sein kann von Ressentiments
gegen das Fremde: Weil es Angst und Lust zugleich bereitet. Es sind
nicht die schlechtesten Zeiten, in denen offen über Antisemitismus
diskutiert wird. Denn dass er in vielen Köpfen als Gefahr präsent
ist, ist der beste Schutz davor, dass er nicht vom Gedanken zur Tat
wird. Aus den Köpfen ist er ohnehin nicht zu tilgen...
Seev Sternhell:
Nation schlägt Klasse
Nationalismus, Sozialismus und Antiliberalismus: Über
die Entstehung der faschistischen Ideologie in Frankreich und
Italien...
Wilhelm Reich
Zur 1. Auflage der "Massenpsychologie des
Faschismus" im September 1933:
Wilhelm Reichs Vorrede
Die Formen, unter denen sich die Machtergreifung des
Nationalsozialismus vollzog, erteilt uns eine unauslöschliche Lehre:
Nämlich, dass sich diese menschenfeindliche Ideologie nicht mit
Phrasen, sondern nur mit wirklichem Wissen, nicht mit Appellen,
sondern nur durch Weckung echter Begeisterung, nicht mit
bürokratisierten Partei-Apparaten, sondern nur mit innerlich
demokratischen, jeder Initiative Raum gebenden Initiativen und
überzeugten Kampftruppen schlagen lassen wird. Sie belehrten uns,
dass Fälschung von Tatsachen und oberflächlich suggestive Ermutigung
mit Sicherheit zur Entmutigung der Massen führt, wenn die eiserne
Logik des geschichtlichen Prozesses die Wirklichkeit enthüllt...
Die Massenpsychologie des Faschismus:
Die Rassenlehre
Den häufigsten Anlass zu Missverständnissen über die
Beziehungen einer Ideologie zu ihrer historischen Funktion bietet
die Nichtunterscheidung ihrer objektiven und ihrer subjektiven
Funktion...
Die Massenpsychologie des Faschismus:
Rassenreinheit, Blutsvergiftung und Mystizismus
Hitler betont an vielen Stellen, dass man der Masse
nicht mit Argumenten, Beweisen und Bildung, sondern nur mit Gefühlen
und Glauben kommen dürfe. Aber in der Sprache des
Nationalsozialismus wie etwa bei Kayserling, Driesch, Rosenberg,
Stapel usf. fällt das Nebelhafte und Mystische derart auf, dass sich
eine Analyse dieser Eigenart gewiss lohnt...
Fundamentalisten und Faschisten:
Einig in
der Sexualabwertung
Leugnet die Religion das sexualökonomische Prinzip
überhaupt, verurteilt sie das Sexuelle als eine internationale
Erscheinung des Menschentums, von dem nur das Jenseits erlösen
könne, so verlegt der nationalistische Faschismus das
Sexuellsinnliche in die "fremde Rasse", sie so gleichzeitig
erniedrigend...
Massenpsychologie des Faschismus:
Die
Familie als Hort der Rassenzucht
Wird die Familie durch Wirtschaftskrisen und Verarmung des
Mittelstandes erschüttert, so gerät das gesamte System ins Wanken.
In Zeiten der Krise werden deshalb Sittlichkeit und Festigung von
Ehe und Familie umso stärker propagiert...
Zur 2. Auflage der
"Massenpsychologie des Faschismus"
im März 1934:
Wilhelm Reichs Nachwort
Es ist von sachlichem Interesse, dass die Publikation
dieses Buches, im besonderen die Feststellung der erlittenen
Niederlage, meinen Ausschluss aus der kommunistischen Partei zur
Folge hatte; die Begründung lautete, meine Anschauungen wären
"konterrevolutionär"...
Constantin Brunner
Vom Phantom zur Psychopathologie:
Der Judenhass und
die Juden
Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel bereits zu diesem
Thema gesagt und geschrieben, geforscht und gedacht wurde, und wie resistent
sich das Leiden gehalten hat. Gemeint ist der Antisemitismus, der besser als
Judenhass bezeichnet werden sollte, wie es C. Brunner sehr überzeugend
anmahnt...
Der fast vergessene Philosoph:
Constantin Brunner
und seine Auseinandersetzung mit dem Judenhass
Brunner meinte noch sich rechtfertigen zu müssen, zumindest
vor sich selbst, wenn er ein Buch über den Judenhass zu schreiben. Deshalb
erklärt er erst, dass ihm das Thema eigentlich zuwider ist, dass er
eigentlich lieber mit anderem sich befassen würde, dass es dazu schon so
viele Bücher gibt... Dass sich schon viele wohlwollend des Themas annahmen,
dass aber gut gemeint nicht immer gut getan sei - und deshalb, deshalb habe
er nun eben doch geschrieben, was zu schreiben war, auch wenn sicherlich die
allermeisten Menschen in Deutschland von diesem Hass eher abgestoßen seien,
Nicht-Juden ebenso wie auch die Juden...
Es kann immer noch schlimmer werden:
Das Leiden am Judenhass
Brunner nahm die deutschen Nicht-Juden vor der Behauptung der
Antisemiten in Schutz, dass ein einziger Jude neunundneunzig Nicht-Juden in
der Hand habe. Eine solche Aussage sei doch wohl nicht nur eine
eigentümliche Überschätzung der Juden sonder auch eine ungeheuerliche
Beleidigung der Nicht-Juden...
Und so kam er dann wohl in Fahrt, immer wieder unterbrochen vom
patriotischen Sorgen um sein geliebtes Deutschland, Deutschland über
alles...
Geliebtes Vaterland:
Leiden an
Deutschlands Unglück
Wie liebe ich mein Deutschland in seiner düstern Schmach und in
seiner lichtbeseelten Wundergröße! Ich liebe Deutschland, Deutschland über
alles...
In einem weiteren hier wiedergegeben Teil widmet er sich dann aber
anschaulich der Krankheit, der Psychopathia antisemitica, und dem Leiden der
Kranken, dem Unglück der Antisemiten.
Was tun?
Über das Unglück der Antisemiten
Kern dieser Überlegungen ist C. Brunners Frage, wie man an die
"Antisemitenfrage" - in Analogie zur vielfach postulierten "Judenfrage" -
herangehen soll, oder noch präziser: "Wie und wie weit lässt sich den
bejammernswerten Leuten helfen, die an den Juden verrückt geworden sind, und
auf welche Art können in Zukunft andre vor dem gleichen Unglückslose bewahrt
werden?"...
Im 8.Kapitel von Brunners "Der Judenhass und die
Juden" fand auch die bereits 1892/93 geschriebene "Rede der Juden an
die Christen: Wir wollen ihn zurück!" Eingang und wurde hier
erstmals veröffentlicht.
Wir bringen zur "Rede" noch eine Einleitung:
Teil 1 und Teil
2.
N.R. Coudenhove-Kalergi
Verleumdung und Missgunst, Wahn und Hass:
Das Wesen des Antisemitismus
Das von R. N. Coudenhove-Kalergi 1935 herausgegebene Buch
besteht aus zwei Büchern. Der erste Teil bringt den Leser auf den neuesten
Stand und beschreibt die Wiederkehr des Judenhasses in den zwanziger Jahren.
Er weist nach, dass der Antisemitismus nicht nur eine wahnhafte sondern auch
eine genau kalkulierte Projektion auf allen politischen Fortschritt ist. Der
zweite Teil erschien schon 1901 unter dem Titel "Das Wesen des
Antisemitismus" und stammt von Graf Heinrich Coudenhove, dem Vater des
Herausgebers...
Europa 1935:
"Judenhass von heute"
Seit der Machtergreifung des Nationalsozialismus
ist die Judenfrage in den Brennpunkt des Weltgeschehens gerückt. Denn die
Zukunft des Nationalsozialismus ist die Schicksalsfrage Europas; und der
Rassenantisemitismus das Kernstück nationalsozialistischer Weltanschauung... |