Antisemitismus und Fetischismus:
Kritische Theorie zur Basisideologie der bürgerlichen
Gesellschaft
Von Stephan Grigat
Elektronische Quelle:
http://contextxxi.mediaweb.at/
In keinem anderen Phänomen kommt der
gesellschaftliche Wahn so konsequent zu seiner Wirklichkeit wie im
Antisemitismus. Die Reflexion auf Auschwitz als Synonym für die von den
Nazis industriell betriebene Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden hat
daher zentrales Element jeder kritischen Gesellschaftstheorie zu sein.
Die Grundlage kritischer Gesellschaftstheorie
ist die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie. Zentrales Element der
Marxschen Kritik ist die Theorie des Fetischismus.1 Im folgenden soll der
Versuch unternommen werden, die Antisemitismustheorie der Kritischen
Theorie, wie sie vor allem von Horkheimer und Adorno, deren Grundbegriffe
die Grundbegriffe der Marxschen Werttheorie sind,2 formuliert wurde, vor dem
Hintergrund der Marxschen Fetischkritik darzustellen und einige der neueren
an Horkheimer und Adorno orientierten Theorien zu Antisemitismus und
Rassismus zu diskutieren.
Zirkulation und Projektion
Als wichtigster Text der Kritischen Theorie
zum Antisemitismus können die "Elemente des Antisemitismus" in der
"Dialektik der Aufklärung" angesehen werden. Aber bereits 1939 hat
Horkheimer eine zentrale These, die in den "Elementen des Antisemitismus"
wieder aufgegriffen wird, formuliert und seine explizite Orientierung an der
Marxschen Ökonomiekritik dokumentiert. In seinem Aufsatz "Die Juden und
Europa", in dem sich teilweise Ähnlichkeiten mit Marx’ Argumentation in dem
Text "Zur Judenfrage" erkennen lassen,3 geht er davon aus, daß es zur
Erklärung des modernen Antisemitismus des "Rückgangs auf die Tendenzen des
Kapitals"4 bedarf. Der Nationalsozialismus sei Ausdruck einer unter der
Herrschaft des Werts stehenden Gesellschaft. Er fixiere die vom Wertgesetz
in die Welt gesetzten Unterschiede.5 Dieselbe Rationalität, die in der
alltäglichen kapitalistischen Konkurrenz Unterlegene ins Elend stürzt — also
die Durchsetzung des Wertgesetzes — verursache die Ausgrenzung und
Verfolgung der Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus.6
Lange war ein Großteil der europäischen
Jüdinnen und Juden in die Sphäre der Zirkulation gepreßt, was sie einerseits
zum Objekt des Hasses stempelte, sie andererseits aber auch als
unentbehrlich erscheinen ließ. Horkheimer konstatiert für den modernen
Kapitalismus, daß die Zirkulationssphäre aufgrund der gewandelten
Wirtschaftsstruktur ihre ökonomische Bedeutung verliere — eine Einschätzung,
die zwar aufgrund der damaligen Monopolisierungstendenzen verständlich ist,
aber dennoch nie in der von Horkheimer suggerierten Absolutheit Wirklichkeit
wurde. Die Jüdinnen und Juden würden als Agenten der Zirkulationssphäre
entmachtet.7 Ihrer ihnen von der Gesellschaft zunächst zugedachten Funktion
beraubt, sind sie dem Antisemitismus voll ausgeliefert. Als Exekutoren einer
für den Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion notwendigen Sphäre
überflüssig geworden, könne sie nur mehr die Revolution, die allgemein
menschliche Emanzipation, das Heraustreten der Menschen aus ihrer
Naturgeschichte retten.8
In der "Dialektik der Aufklärung" versuchen
Horkheimer und Adorno eine Annäherung an das Phänomen des Antisemitismus zu
liefern, bei der sie auf die Grenzen der Möglichkeit seiner Überwindung bei
gleichzeitiger Berücksichtigung der Voraussetzungen für eine dennoch
mögliche Durchbrechung dieser Grenzen hinweisen — eine Herangehensweise, die
auch der Theorie des Fetischismus entspricht, die einerseits die
Notwendigkeit falschen Bewußtseins konstatiert, durch seine Analyse aber
gleichzeitig die Bedingungen seiner Überwindung formuliert.
Adorno und Horkheimer beginnen die "Elemente
des Antisemitismus" mit Überlegungen zum Bild der Jüdinnen und Juden in der
nationalsozialistischen Ideologie. Für die Nazis sind sie nicht eine
Minderheit neben anderen Minderheiten, die in dem gleichen Ausmaß und mit
den gleichen Mitteln bekämpft werden müßte. Vielmehr erscheinen sie in der
nationalsozialistischen Ideologie und Praxis als "Gegenrasse, das negative
Prinzip als solches."9 Während Arbeiterinnen und Arbeiter weiter der
Ausbeutung zur Verfügung zu stehen haben und "Neger" dort gehalten werden
sollen, wo sie in den Augen der Nazis hingehören, sind Jüdinnen und Juden
zur Vernichtung bestimmt.10
Wie die Vorstellung von Rassen allgemein, so
entbehrt auch die Vorstellung von den Jüdinnen und Juden als "Gegenrasse"
jeglicher Grundlage. Horkheimer und Adorno weisen aber darauf hin, wie diese
absurde Vorstellung dennoch wahr wird: "wahr in dem Sinn, daß der Faschismus
sie wahr gemacht hat."11 Das heißt, solange eine kollektivierende
Vorstellung von Jüdinnen und Juden tatsächlich nur
als Vorstellung existiert, kann sie unter Umständen kritisiert und als
unwahr zurückgewiesen werden. Prägt diese Vorstellung aber die Praxis, wie
es im zur Macht gelangten Nationalsozialismus der Fall war, so erscheint sie
durch die Praxis als adäquate Abbildung der Wirklichkeit. Das bedeutet,
Jüdin oder Jude ist, wer Opfer des Antisemitismus wird und wer Opfer wird,
muß Gegner sein. Wie der Warenfetischismus, der erst durch die Praxis
entsteht, gesellschaftliche Wirksamkeit erhält und beständig reproduziert
wird, prägt der Praxis gewordene Antisemitismus die Vorstellungen und das
Leben beziehungsweise Töten derer, die ihn in die Welt gesetzt haben. Die
Jüdinnen und Juden erscheinen ihnen von Natur aus als "Gegenrasse".
Was Adorno über den Fetischcharakter der Ware geschrieben hat, nämlich daß
er "keine Tatsache des Bewußtseins (ist), sondern dialektisch in dem
eminenten Sinn, daß er Bewußtsein produziert",12 trifft genauso für den
Antisemitismus zu.
Der Haß auf die "Gegenrasse" hat keinen
ökonomischen Sinn. Während heute gerade linke Autorinnen und Autoren
Antisemitismus nur mehr als Mittel zu ökonomischen, sozialen oder
bevölkerungspolitischen Zwecken begreifen können,13 verweisen Horkheimer und
Adorno nachdrücklich auf die ökonomische Sinnlosigkeit des Antisemitismus.
Gleichzeitig halten sie diese ökonomische Sinnlosigkeit für kein taugliches
Argument gegen ihn: "Gegen das Argument mangelnder Rentabilität hat sich der
Antisemitismus immun gezeigt."14
Die Lokalisierung der gesellschaftlichen
Träger des Antisemitismus fällt Adorno und Horkheimer offenbar leicht. Sie
behaupten, er diene der Herrschaft zur Ablenkung und zur Korrumpierung.
Während die herrschenden Kreise ihn unterhalten, würden die Beherrschten ihn
ausüben.15 Da Antisemitismus an dieser Stelle von Horkheimer und Adorno nur
als Herrschaftsmittel und Ablenkungsmanöver wahrgenommen wird, erscheint er
als Mittel zur Durchsetzung etwas außer seiner selbst Liegendem. Er wird zu
einer besonderen Perfidie der herrschenden Klasse. Adorno und Horkheimer
bescheinigen den "hohen Auftraggebern", die wüßten, worum es eigentlich
gehe, Jüdinnen und Juden nicht zu hassen.16 Sie verkennen, daß
Antisemitismus, wie alle Formen des Fetischismus, zwar klassenspezifische
Ausprägungen aufweist, aber keine gegen ihn immune Klassen kennt. Das wird
auch deutlich, wenn Adorno an anderer Stelle zwar sowohl proletarischen als
auch bürgerlichen Antisemitismus ausmacht, letzteren aber nur bezüglich
Angehöriger des Mittelstandes, die von sozialem Abstieg bedroht sind,
untersucht.17
Das verwundert angesichts der von Horkheimer
schon früher formulierten Überlegung zum Zusammenhang von Gesamtprozeß der
kapitalistischen Produktion und Antisemitismus, die in der "Dialektik der
Aufklärung" wieder aufgegriffen wird, auf die sich Horkheimer auch in
anderen Schriften bezog,18 und die, wie gleich zu sehen sein wird, im
Widerspruch zur These von einer rein strategischen Nutzung des
Antisemitismus durch herrschende Kreise steht.
Durch ihre Einsperrung in die
Zirkulationssphäre war den jüdischen Menschen im Gegensatz zu den
nicht-jüdischen Menschen "der Zugang zum Ursprung des Mehrwerts weithin
verschlossen."19 Der Ursprung des Mehrwerts liegt in der Produktion, in der
unmittelbaren Ausbeutung der Arbeitenden. Die Personifikationen des
Kapitals, die in dieser Sphäre Geld verdienen, gelten als produktiv. Die
Agentinnen und Agenten der Zirkulation hingegen gelten als unproduktiv, als
raffendes Kapital im Gegensatz zum schaffenden. Dabei raffen in der Tat
beide. Nur raffen die in der Produktion tätigen Kapitalistinnen und
Kapitalisten "nicht bloß am Markt sondern an der Quelle ein".20
Die Ausbeutung in der Produktion, die
Produktion des Mehrwerts durch die Arbeitenden, bleibt verschleiert. Erst in
der Sphäre der Zirkulation wird den Arbeitenden der Wechsel präsentiert,
"den sie dem Fabrikanten unterschrieben haben. (…) Die Verantwortlichkeit
der Zirkulationssphäre für die Ausbeutung ist gesellschaftlich notwendiger
Schein."21 Die Demaskierung dieses Scheins war bereits Gegenstand der
Marxschen Werttheorie. Nicht das Geld, sondern die Ware ist die elementare
Grundform der kapitalistischen Produktionsweise. Die Quellen der Ausbeutung
sind nicht Waren- oder Geldhandel: "Die Zirkulation (…) schafft keinen
Wert",22 daher auch keinen Mehrwert. Die Quelle der Ausbeutung ist
mehrwertbildende Arbeit, die in der Produktion verausgabt wird. Der Blick
der warenfetischistischen Individuen der bürgerlichen Gesellschaft — egal ob
dem Proletariat oder der Bourgeoisie zugehörig — bleibt aber an der
Zirkulationssphäre hängen. Die gesichtslosen und jederzeit auswechselbaren
Charaktermasken, die sie dort vorfinden, substituieren sie in der
antisemitischen Projektion durch die Jüdinnen und Juden.23
Daß sich gerade diese als Substitut eignen,
liegt nach Adorno und Horkheimer neben den genannten
historisch-sozioökonomischen Gründen zum einen an ihrer "künstlich
gesteigerten Sichtbarkeit"24 und zum anderen daran, daß sich die Wut auf den
entlädt, "der auffällt ohne Schutz".25 Dagegen wäre einzuwenden, daß die zu
fast allen Zeiten bestehende relative Rechtlosigkeit von Jüdinnen und Juden,
ihre gesteigerte Sichtbarkeit und auch ihre weitgehende Beschränkung auf die
Zirkulationssphäre selber schon Resultate des Antisemitismus waren.
Prinzipiell ist es nicht unproblematisch, Antisemitismus durch die reale
Erscheinung von Jüdinnen und Juden erklären zu wollen. Andererseits wäre es
verkürzt, einfach den Befund Hitlers und anderer Antisemitinnen und
Antisemiten, daß Jüdinnen und Juden der von ihnen definierten Rolle
eines inneren oder äußeren Feindes optimal entsprechen, schon als Erklärung
dafür herzunehmen, warum sie sie als optimal entsprechend
empfinden.26 Die Schwierigkeit in der Erklärung liegt darin, daß sich der
moderne Antisemitismus vollends von der realen Gestalt von Jüdinnen und
Juden abgelöst hat. Er kommt ohne sie aus. Worauf sich der Antisemitismus
bezieht, ist das antisemitische Bild von ihnen, das sich aus sich selbst
erklärt. Stärker noch als beim traditionellen Antisemitismus, legitimiert
sich im modernen Antisemitismus Verfolgung durch bereits erfolgte
Verfolgung. Dadurch wird er nicht nur resistenter gegen Aufklärung, sondern
entzieht sich tendenziell auch Versuchen seiner Erklärung. Erklärt werden
kann nicht mehr der Antisemitismus, sondern nur mehr die Gesellschaft, der
er strukturell innewohnt.
Zentrales Merkmal dieser Gesellschaft ist
neben der Differenz von Wesen und Erscheinung die Diskrepanz zwischen ihren
Möglichkeiten und ihrer realen Verfaßtheit. Einerseits sind die materiellen
Bedingungen, die ökonomischen Voraussetzungen, kurz: die Entfaltung der
Produktivkräfte in der Gesellschaft derart weit entwickelt, daß eine
befreite Gesellschaft, das Heraustreten der Menschen aus ihrem Naturzustand,
in dem sie sich in ihrem Fetischismus von Dingen beherrschen lassen,
offensichtlich möglich ist. Andererseits findet der Schritt zur Emanzipation
gerade aufgrund des verdinglichten Bewußtseins nicht statt. Statt dessen
kommt die negative Produktivität der Gesellschaft voll zum Vorschein, die
sich bis zur bürokratisch organisierten und industriell betriebenen
Massenvernichtung von Menschen steigert. Auf diese Diskrepanz von
Möglichkeiten und Realität beziehen sich Adorno und Horkheimer, wenn sie
schreiben, daß die Unnötigkeit von Herrschaft heute so offensichtlich ist,
daß sie zu ihrer Aufrechterhaltung des kranken Bewußtseins bedarf. Nur
Verfolgungswahnsinnige lassen sich Herrschaft gefallen, da diese ihnen
gestattet, andere zu verfolgen.27
Die hier nachgezeichneten Thesen der
Antisemitismustheorie Horkheimers und Adornos können als einer der frühen
Versuche einer werttheoretischen Erklärung des Antisemitismus gelten.
Antisemitismus wird von ihnen implizit als Fetischismus, als unbegriffene
Verdinglichung sozialer Zusammenhänge, die in den Verkehrungen der
politischen Ökonomie und ihrer alltagsbewußten Rezeption ihre Grundlage hat,
und die aufgrund der Anatomie der Gesellschaft im Bewußtsein der
bürgerlichen Subjekte notwendigerweise stattfindet und gesellschaftlich
wirksam wird, betrachtet und explizit in Anlehnung an die Kategorien der
Marxschen Werttheorie analysiert.
Neben den bereits erwähnten Problemen in
ihrer Antisemitismustheorie, wie der falschen These vom Verschwinden der
Zirkulationssphäre oder der Vorstellung, herrschende Gesellschaftskreise
würden Antisemitismus nur als bewußte Strategie einsetzen, selbst aber nicht
antisemitisch sein, wirft auch die Bezugnahme auf die Identifikation von
Jüdinnen und Juden mit Geld und der ihm entsprechenden Zirkulationssphäre
Probleme auf. Einerseits stellt diese Bezugnahme den werttheoretischen Kern
der Antisemitismustheorie von Horkheimer und Adorno dar. Andererseits deutet
sie auf die Beschränktheit dieser Theorie hin. Zentrale Momente des
Antisemitismus, insbesondere des nationalsozialistischen, wie beispielsweise
der scheinbare Widerspruch in der Behauptung von der gleichzeitigen
Verantwortlichkeit von Jüdinnen und Juden für liberalen Kapitalismus
einerseits und Sozialdemokratie und Kommunismus andererseits, lassen sich
mit ihr nicht befriedigend erklären. Die Fixierung auf die Identifikation
von Jüdinnen und Juden mit Geld ist eine Fixierung auf eine
Erscheinungsform
des Werts bei gleichzeitiger Ausblendung seiner selbst.
Diese Mängel umreißen die Kritikpunkte
neuerer werttheoretischer und wertkritischer Erklärungsversuche zum
Antisemitismus, die sich kritisch auf Adorno und Horkheimer beziehen, aber
viel expliziter mit den Kategorien der Marxschen Werttheorie arbeiten. An
erster Stelle ist in diesem Zusammenhang Moishe Postone zu nennen.
Personifikation der Abstraktion
Die explizit werttheoretischen und
fetischkritischen Elemente von Postones Thesen zum Antisemitismus wurden in
dieser Zeitschrift bereits dargestellt28 und werden hier daher nur
angedeutet. Postone hat seine Thesen zum nationalsozialistischen
Antisemitismus Ende der siebziger Jahre ursprünglich für eine
Veröffentlichung in einer amerikanischen Publikation verfaßt. Seitdem sind
sie unter verschiedenen Titeln und in leicht überarbeiteten Versionen in
unterschiedlichen Periodika und Sammelbänden in der BRD wiederabgedruckt
worden.
Ausgangspunkt von Postones Überlegungen ist
eine Kritik eines funktionalistisch-ökonomistischen Verständnisses der
Marxschen Werttheorie, das die Marxschen Kategorien nur als ökonomische
Kategorien begreift, die eine ökonomische Basis konstituieren, aus der dann
funktionalistische Ableitungen zu den Überbauphänomenen, zu denen auch alle
Denkformen gehören, vorgenommen werden. Da dieser Funktionalismus niemals
die Nicht-Funktionalität der nationalsozialistischen Verfolgungs- und
Vernichtungspraxis erklären kann, setzt er dagegen ein Verständnis der
Marxschen Kategorien als gesellschaftliche Formen, die sich in
vergegenständlichter Form ausdrücken und so zwangsläufig, aber nicht
unbedingt funktional, bestimmte Denkformen produzieren.
Für Postone werden die Jüdinnen und Juden im
modernen Antisemitismus nicht nur mit dem Geld und der Zirkulationssphäre
identifiziert, sondern mit dem Kapitalismus überhaupt. Sie werden "nicht nur
als Geldeigentümer betrachtet", sondern prinzipiell mit der durch den
Kapitalismus als Gesamtsystem — inklusive der zum Kapital sich
antagonistisch verhaltenden Kräfte — verursachten "gesellschaftlichen
Umstrukturierung und Verschiebung identifiziert."29 Teil und teilweise Motor
dieser gesellschaftlichen Umstrukturierungen ist auch das organisierte
Proletariat, wodurch Sozialdemokratie und kommunistische Bewegung ebenfalls
zum Ziel des modernen Antisemitismus werden können.
Die Juden und Jüdinnen sind im
antisemitischen Bewußtsein die Personifikationen der Abstraktheit, der
biologisch dingfest gemachte Wert. Die Abstraktheit des Daseins als Citoyen
hat sich in Europa nach Postone aufgrund der immer auch als Sprach-,
Geschichts-, Traditions- und Religionsgemeinschaften konstituierten Nationen
nie wirklich durchgesetzt. Die einzigen, die der "Bestimmung von
Staatsbürgerschaft als rein politischer Abstraktion" entsprachen, waren die
Jüdinnen und Juden, die zwar "deutsche oder französische Staatsbürger
(waren), aber keine richtigen Deutschen oder Franzosen".30
Postones Thesen zum nationalsozialistischen
Antisemitismus stellen einen wichtigen Erklärungsversuch der
nationalsozialistischen Vernichtungslager dar. Seine Ausführungen können
zwar keinesfalls erklären,
warum es zu Auschwitz gekommen ist, aber sie geben zumindest einen
Hinweis darauf, was dort passiert ist. Natürlich sind seine Thesen
allein keine Erklärung dafür, warum es zu Auschwitz gekommen ist oder warum
sich der moderne Antisemitismus in dieser Form in Deutschland durchgesetzt
hat. Sie können auch bisherige und zukünftige sozialpsychologische,
psychoanalytische, soziologische und vor allem historische Untersuchungen
nicht ersetzen, wie Postone selber betont.31 So wie die Werttheorie alleine
nicht alles erklären kann, können auch werttheoretische und -kritische
Analyseversuche zum Antisemitismus solch ein komplexes Phänomen nicht
allumfassend erklären. Sie sollten aber die Grundlage für historische,
soziologische, etc. Untersuchungen darstellen. Fehlt solchen Untersuchungen
die werttheoretische Grundlage, geht der Zusammenhang zwischen
Warenförmigkeit der Gesellschaft und Antisemitismus verloren.
In der etablierteren Forschung, die
Antisemitismus in der Regel ausschließlich als Vorurteil begreift, sind
Postones Thesen bisher kaum zur Kenntnis genommen worden. Seit Beginn der
neunziger Jahre hat jedoch jenseits der akademischen, meist
demokratieverherrlichenden Antisemitismusforschung eine verstärkte Rezeption
von Postones Überlegungen eingesetzt.
Antisemitismus und Staat
Enderwitz wirft Postone vor, seine Thesen zum
Antisemitismus seien vollends entsubjektiviert, was auch den jeweils
konkreten Staat in seinen jeweiligen historischen Ausformungen als
potentiellen Träger des Antisemitismus ausblende. Für Enderwitz aber ist die
Erklärung des Antisemitismus und auch seine Radikalisierung zum zur Tat
schreitenden Vernichtungsantisemitismus im Nationalsozialismus nur unter
Einbeziehung der Rolle des Staates zu leisten.
Ausgangspunkt von Enderwitz’ Überlegungen ist
eine historisch-analytische Untersuchung des Prozesses, der die menschliche
Arbeitskraft von einem Gebrauchsgüter produzierenden zu einem wertbildenden
Faktor transformiert.32 Er beschreibt die ursprüngliche Akkumulation unter
Berücksichtigung der diesen Prozeß befördernden Bedürfnisse der politischen
Herrschaft.
Im Mittelalter kommt es zur realen
Konfrontation der abhängigen bäuerlichen Kleinproduzentinnen und
-produzenten mit ihren Ausbeutern und Ausbeuterinnen am Markt und der
politischen Herrschaft. Diese reale Konfrontation verlagert sich jedoch auf
einen Nebenschauplatz: das Zinsgeschäft. Durch ihre gesellschaftlich prekäre
Stellung sind die Juden und Jüdinnen prädestiniert für die Verkörperung
dieses anzugreifenden Teils des Wirtschaftslebens. Sie übernehmen so die
Rolle des gesellschaftlichen Trägers des in Form des Zinsgeschäfts
ausgegrenzten Wertprinzips. Ein realer Zusammenhang zwischen Juden und
Geldhandel ist dabei nach Enderwitz nicht erforderlich, da es sich beim
Antisemitismus nicht um die rationale Reaktion auf die Realität, sondern um
eine neurotische Verschiebung handelt. Diese neurotische Verschiebung, die
der Konfliktscheu und der Konfliktunfähigkeit der abhängigen
Kleinproduzentinnen und -produzenten geschuldet ist, befördert die reale
Verbindung von Juden mit dem Geldhandel; nicht zuletzt dadurch, daß die
politische Herrschaft aus dieser Verlagerung der Konfrontation Nutzen zieht
und sie daher — teils bewußt, teils unbewußt — fördert.
Im Absolutismus ist der Nutzen der im Auftrag
des Hofes mit Geldkapital arbeitenden Juden für die politische Herrschaft so
eindeutig, daß die Angriffe der unteren Klassen auf die Juden und Jüdinnen
nicht mehr als bloße Ersatzhandlung zutage treten, sondern sich offen mit
allgemein herrschaftskritischen Momenten verbinden. Die Angriffe gegen die
für den Hof tätigen Juden gehen nun aber nicht mehr von den inzwischen dem
Markt weitgehend unterworfenen ehemaligen Subsistenzproduzentinnen und
-produzenten aus, sondern hauptsächlich vom sich am Beginn seiner
Emanzipation befindlichen Kapital. Das Kapital trägt so eine implizite
Kritik an Elementen der politischen Herrschaft vor, kratzt aber gleichzeitig
in keiner Weise an der grundsätzlichen Aufrechterhaltung dieser Herrschaft,
die es zur weiteren Akkumulation — zumindest noch — braucht.
Mit der Emanzipation des Kapitals von der
absolutistischen Herrschaft gelangt das Bürgertum selbst an die Macht. Auf
der einen Seite entfällt damit für das Kapital der zuvor vorhandene Grund
für die Angriffe auf die "Hofjuden". Auf der anderen Seite sind die
ausgebeuteten Klassen, für die der Staat nun zum unmittelbaren Exekutor
ihrer ökonomischen Ausbeuter und Ausbeuterinnen geworden ist, derart in
ihrer Existenz bedroht, daß sozialpsychologische Verdrängungshandlungen als
Proteste nicht mehr ausreichen. Für Enderwitz liegt in dieser Konstellation
der Grund, daß es vom Ende des 18. bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts
zu einem Zwischenspiel relativer Abwesenheit von Antisemitismus kommt.
Mitte des 19. Jahrhunderts kommt es jedoch zu
einer qualitativ neuen Forcierung von Antisemitismus. In die Welt gesetzt
wird er diesmal vom Staat selbst. Grundlage dafür ist die Trennung der
liberal-bürgerlichen Klasse vom unmittelbaren Zugriff auf die Staatsgewalt.
In Deutschland, wo sich dies eher als eine Vorenthaltung denn als eine zu
vollziehende Trennung darstellt, führt das dazu, daß ein politisch
rückständiger Staat als Gesamtorganisator der Kapitalakkumulation unter
Berücksichtigung des Produktionsfaktors lebendige Arbeit auftritt. Die so
als Volksstaat konstituierte politische Gewalt setzt nach Enderwitz das Bild
des Liberalitätsjuden in die Welt, das zeigt, wie die liberale Bourgeoisie
zwar ist, aber nicht sein darf. Das dem Volksstaat integrierte Kapital soll
einerseits Kapital akkumulieren, andererseits aber staatsloyal und der
Gemeinschaft verpflichtet bleiben.
Der Staat benutzt so den Antisemitismus als
"planmäßiges Vehikel zur bewußten Steuerung des Verhaltens anderer", was
aber dennoch nicht bedeutet, daß die "zynisch funktionalisierte Bedeutung
des von Staats wegen kultivierten Antisemitismus"33 den ihn propagierenden
Kräften als solche bewußt ist.
Mit der Transformation des Volksstaats zum
faschistischen Führerstaat oder zum Volksgemeinschaftsstaat, transformiert
sich auch die Figur des Liberalitätsjuden. Vom die negative Liberalität des
Bürgertums fixierenden Bild verwandelt er sich zum "aufs Ganze gehenden
ökonomischen Gegner und todernst zu nehmenden politischen Widersacher".34
Mit der Transformation zum Volksgemeinschaftsstaat wird der Antisemitismus
zum gemeinschaftlichen Volksantisemitismus. Die Radikalisierung des
Staatskonzepts radikalisiert zwangsläufig auch den Antisemitismus.
Hervorzuheben ist dabei, daß Enderwitz im
nationalsozialistischen Antisemitismus bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs
keine qualitative Änderung zum Antisemitismus im demokratischen Volksstaat
sieht. Er beschreibt vielmehr eine quantitative Steigerung und spricht von
"Zuspitzung", "Radikalisierung" und "Verschärfung".
Die eigentliche qualitative Änderung sieht
Enderwitz erst in der Verdoppelung des Bildes des Liberalitätsjuden auf
internationaler Ebene in die Bilder vom Monopoljuden und vom marxistischen
Juden. Durch die Kriegssituation erlangen diese Bilder in den Augen der
Agenten des nationalsozialistischen Staates und seiner Volksgemeinschaft
reale Gestalt und verfügen in Form der alliierten Kriegsgegner in Ost und
West über ein tatsächliches Bedrohungspotential. Der beginnende Krieg
erscheint so als existentieller Entscheidungskrieg gegen die Jüdinnen und
Juden. In der Vorstellung der jüdischen Weltverschwörung wird die Ideologie
zum Wahn, der für die Jüdinnen und Juden zur Massenvernichtung führt.
Enderwitz hat recht, wenn er Postone vorhält,
kein Klassensubjekt zu benennen, das den "qua Antisemitismus artikulierten
,Haß aufs Abstrakte‘ ausbildet und pflegt"35 und es stimmt wohl auch, daß
Postone Antisemitismus als "fetischistische Jedermann-Reaktion auf den
perennierenden Grundwiderspruch aller kapitalistischen Gesellschaft"36
begreift. Das sollte man Postone aber nicht ankreiden, sondern zugute
halten, da er dadurch nicht den Fehler begeht, Antisemitismus von vornherein
auf eine gesellschaftliche Klasse festzulegen. Die Charakterisierung
des modernen Antisemitismus als "eine besonders gefährliche Form des
Fetischs"37 läßt eine vorschnelle Kennzeichnung der gesellschaftlichen
Trägerinnen und Träger des Antisemitismus nicht zu. Sie ermöglicht zunächst
einmal, alle in einer wertverwertenden Gesellschaft existierenden
Klassen und Individuen als potentielle Träger des Antisemitismus
auszumachen. Enderwitz’ Kritik sollte daher nicht zu einem Verwerfen von
Postones Thesen führen. Vielmehr sollten seine eigenen, ebenfalls
werttheoretisch fundierten historisch-analytischen Beiträge zur
Antisemitismustheorie als sinnvolle Ergänzung zu Postones Erklärungsversuch
verstanden werden.
Potenzierter Fetischismus
Detlev Claussen wirft Postone vor, einen
"Parallelismus" zu konstruieren, da er "der Warenform einen
Bewußtseinsinhalt"38 zuordne. Diese "erkenntnistheoretische Verkürzung"
verdichte sich bei ihm in einem anderen Zusammenhang zu einem
"Generalangriff auf das Konzept der Verdinglichung".39 Claussen geht davon
aus, daß die Marxsche Theorie nicht den Inhalt, sondern die Formation der
bürgerlichen Gesellschaft untersucht, die Warenform zunächst also keine
spezifischen Inhalte habe. Auch der Antisemitismus gehöre in der
bürgerlichen Gesellschaft "nicht notwendig als Inhalt zum falschen
Bewußtsein".40 Wenn die Ware aber nicht bloß als ökonomische Kategorie,
sondern als gesellschaftliche Form begriffen wird, wie dies sowohl Postone
als auch Claussen tun, ist nicht verständlich, warum die Ware als Form nicht
"gleichzeitig bestimmte (…) Denkformen"41 ausdrücken sollte. Damit wird
allerdings noch nicht der Warenform ein Bewußtseinsinhalt, sondern nur
umgekehrt ein Bewußtseinsinhalt, in diesem Fall der moderne Antisemitismus,
der Warenform zugeordnet.
Der zweite Vorwurf von Claussen kann nur als
falsch zurückgewiesen werden. Postone startet keineswegs einen allgemeinen
Angriff auf das
Konzept der Verdinglichung. Er richtet sich vielmehr gegen ein
Konzept der Verdinglichung, das in seiner Orientierung am jungen Marx eine
Vorstellung von Entfremdung als einseitigem Prozeß impliziert und damit die
Dialektik gesellschaftlicher Konstitution, aus der beim späten Marx
Verdinglichung resultiert, aus den Augen verliert.42
Unabhängig von aller Kritik weisen Claussens
Ausführungen zum Antisemitismus durchaus Ähnlichkeiten zu Postones
Erklärungsversuch auf. Zum einen findet sich auch bei ihm der Hinweis, daß
Jüdinnen und Juden im modernen Antisemitismus nicht nur mit einer bestimmten
Sphäre der bürgerlichen Gesellschaft, sondern mit der Moderne überhaupt
identifiziert werden.43 Zum anderen versucht Claussen den modernen
Antisemitismus und insbesondere dessen Weiterexistenz nach Auschwitz mit dem
Begriff der Alltagsreligion zu fassen. Er will die "Produktion von
Antisemitismus im Alltag", die "Verankerung des Antisemitismus im
Unbewußten"44 aufzeigen. Wesen und Funktion des Antisemitismus, der durch
die Universalisierung der Warenproduktion zur Alltagsreligion mutiert, die
mit dem Haß auf Jüdinnen und Juden "der verdinglichten Welt etwas gibt,
woran man sich halten kann",45 läßt sich nach Claussen "nur in einer
Kombination von psychoanalytischen und gesellschaftstheoretischen
Erkenntnissen"46 bestimmen. Die Analyse des Antisemitismus als zentralem
Bestandteil einer Alltagsreligion sei die "Psychoanalyse gesellschaftlicher
Erkenntnisformen".47 Claussen weist darauf hin, daß Marx mit seiner
Fetischtheorie "nur eine Stufe im Ideologiebildungsprozeß aufgezeigt" hat,
der Warenfetisch aber "im Vorbewußten und Unterbewußten weiter bearbeitet
wird",48 bis am Schluß die europäische Alltagsreligion des Antisemitismus
herauskommt, bei der nach der erfolgreichen Durchsetzung der Warenwirtschaft
das antisemitische Bewußtsein überall Jüdinnen und Juden am Werk sieht,
"obwohl es nur der Wert ist, der sich an alles haftet".49
Der Antisemitismus als Alltagsreligion — der
vom politischen Antisemitismus, der in erster Linie ein Mittel zur
Herrschaftssicherung sei, unterschieden wird — ist für Claussen die
"Verzerrung einer verzerrten Wahrnehmung."50 In der allgemein üblichen
Wahrnehmungsweise in der Warengesellschaft werden "Personen an die Stelle
von sachlich vermittelten Verhältnissen zwischen Personen (gesetzt). Diese
verzerrte Wahrnehmung gesellschaftlicher Realität wird in der
Alltagsreligion noch einmal verzerrt."51 Im Anschluß an Claussen könnte man
also sagen, der Antisemitismus ist eine Fetischisierung des Fetischismus
oder ein potenzierter Fetischismus. Die im Warenfetisch angelegte
Naturalisierung und Verdinglichung wird im Antisemitismus biologisiert und
erfährt dadurch seine mörderische Konkretion.
Stephan Grigat ist
Politikwissenschaftler. Er arbeitet als freier Autor.
Anmerkungen:
1 Vgl. Grigat, Stephan: Zur Kritik des
Fetischismus, in: ªStreifzüge´, Nr. 4, 1997, S. 1 ff.
2 Vgl. Backhaus, Hans-Georg: Materialien zur Rekonstruktion der Marxschen
Werttheorie, in: ªGesellschaft. Beiträge zur Marxschen Theorie´ 1.
Frankfurt/M. 1974, S. 64. Im folgenden werden vorrangig jene Aspekte der
Antisemitismustheorie Horkheimers und Adornos behandelt, die explizit oder
implizit an die Marxsche Werttheorie anschließen. Andere, für Horkheimers
und Adornos Denken ebenso zentrale Aspekte, wie beispielsweise die Thesen
zum christlichen Antisemitismus oder zum Ticketdenken, treten dadurch in den
Hintergrund. Zu einer umfassenden Darstellung der Antisemitismustheorie der
Kritischen Theorie siehe die Arbeit von Rensmann, Lars: Kritische Theorie
über den Antisemitismus. Studien zu Struktur, Erklärungspotential und
Aktualität. Berlin — Hamburg 1998.
3 Vgl. Jay, Martin: Frankfurter Schule und Judentum. Die
Antisemitismusanalyse der Kritischen Theorie, in: ªGeschichte und
Gesellschaft´, Heft 4, 1979, S. 440 f.
4 Horkheimer, Max: Die Juden und Europa, in: ders.: Gesammelte Schriften.
Bd.4, Frankfurt/M. 1988 (1939), S. 308.
5 Vgl. ebd., S. 309. Horkheimer und Adorno benutzen in ihren Schriften aus
der Kriegs- und der unmittelbaren Nachkriegszeit fast durchgängig den
Begriff "Faschismus" oder auch "faschistischen Antisemitismus", was aus
heutiger Sicht zu einer Reihe von Ungenauigkeiten und unzulässigen
Verallgemeinerungen führt. Demgegenüber wird hier für den deutschen
Faschismus der Begriff "Nationalsozialismus" verwendet.
6 Vgl. ebd., S. 324.
7 Vgl. ebd., S. 325.
8 Vgl. ebd., S. 328.
9 Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung.
Philosophische Fragmente. Frankfurt/M. 1991 (1947), S. 177.
10 Vgl. ebd.
11 Ebd.
12 Theodor W. Adorno an Benjamin, in: Benjamin, Walter: Briefe 2.
Frankfurt/M. 1978, S. 672.
13 Siehe beispielsweise die Arbeiten von Götz Aly und Susanne Heim.
Besonders deutlich in dem Aufsatz Sozialplanung und Völkermord, in:
ªKonkret´, Heft 10, 1989, S. 82 ff. Vgl. dazu Grigat, Stephan: Ökonomie der
Endlösung? Antisemitismustheorie zwischen Funktionalismus und Wertkritik,
in: ªWeg und Ziel´, Nr. 1, 1997, S. 44 ff.
14 Horkheimer/ Adorno, a. a. O., S. 179.
15 Vgl. ebd.
16 Vgl. ebd., S. 180. Kritisch dazu Demirovic, Alex: Vom Vorurteil zum
Neorassismus. Das Objekt "Rassismus" in Ideologiekritik und
Ideologietheorie, in: Redaktion diskus (Hg.): Die freundliche
Zivilgesellschaft. Rassismus und Nationalismus in Deutschland. Berlin 1992,
S. 79 f., wo jedoch der von Adorno und Horkheimer untersuchte Antisemitismus
völlig unvermittelt durch den Begriff Rassismus ersetzt wird.
17 Vgl. Adorno, Theodor W.: Studien zum autoritären Charakter. Frankfurt/M.
1995 (1950), S. 151.
18 Vgl. Horkheimer, Max: Der soziologische Hintergrund des
psychoanalytischen Forschungsansatzes, in: Simmel, Ernst (Hg.):
Antisemitismus. Frankfurt/M. 1993, S. 32, wo Horkheimer noch explizit auf
seinen Aufsatz "Die Juden und Europa" verweist, der ihm später, nachdem ihn
die radikalen Teile der Studentinnen- und Studentenbewegung für sich
entdeckt hatten, eher unangenehm war. Vgl. dazu Jay, a. a. O., S. 440.
19 Horkheimer/ Adorno, a. a. O., S. 183.
20 Ebd., S. 182.
21 Ebd., S. 183.
22 Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band,
Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. MEW 23, Berlin 1974 (1864), S.
178.
23 Vgl. Elsässer, Jürgen: Antisemitismus — das alte Gesicht des neuen
Deutschland. Berlin 1992, S. 113.
24 Horkheimer/ Adorno, a. a O., S. 194.
25 Ebd., S. 180.
26 So etwa Hecker, Konrad: Der Faschismus und seine demokratische
Bewältigung. München 1996, S. 134 f. Angesichts lang anhaltender
Diskussionen innerhalb der Linken, inwieweit Jüdinnen und Juden nicht doch
selbst schuld sind am Antisemitismus, ist eine derartige Position allerdings
verständlich und stellt einen ungeheuren Fortschritt dar.
27 Horkheimer/ Adorno, a. a. O., S. 207.
28 Vgl. Grigat, Ökonomie der Endlösung, a. a. O., S. 46 f. Dort finden sich
auch weitere Ausführungen zu Autoren und Autorinnen, die sich auf Postone
kritisch oder positiv beziehen. Der zweite Teil des hier vorliegenden Textes
kann als Ergänzung zum Schlußteil des Aufsatzes "Ökonomie der Endlösung?"
verstanden werden.
29 Postone, Moishe: Antisemitismus und Nationalsozialismus, in: Redaktion
diskus (Hg.): Küss den Boden der Freiheit. Texte der Neuen Linken. Berlin
1992, S. 432.
30 Ebd., S. 432.
31 Vgl. Postone, Moishe: Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein
theoretischer Versuch, in: ªKritik und Krise´, Nr. 4/5, 1991, S. 6.
32 Vgl. zum Folgenden Enderwitz, Ulrich: Antisemitismus und Volksstaat. Zur
Pathologie kapitalistischer Krisenbewältigung. Freiburg i. Br. 1991.
33 Ebd., S. 108 f.
34 Ebd., S. 110 .
35 Enderwitz, Ulrich: Linker Strukturalismus. Einige Überlegungen zu
Postones Antisemitismus-Thesen, in: ªKritik und Krise´, Nr. 6, 1993, S.
45.
36 Ebd., S. 46. Eine der wenigen, durchaus bedenkenswerten, aber nicht immer
ganz treffsicheren Kritiken zu Enderwitz findet sich bei Küntzel, Matthias/
Thörner, Klaus u. a.: Goldhagen und die deutsche Linke oder Die Gegenwart
des Holocaust. Berlin 1997, S. 74 ff.
37 Postone: Nationalsozialismus und Antisemitismus, a. a. O., S. 9.
38 Claussen, Detlev: Grenzen der Aufklärung. Die gesellschaftliche Genese
des modernen Antisemitismus. Frankfurt/M. 1994, S. 245.
39 Ebd.
40 Ebd., S. 78.
41 Postone: Antisemitismus, a. a. O., S. 431.
42 Vgl. Brick, Barbara/ Postone,
Moishe: Kritischer Pessimismus und die Grenzen des traditionellen
Marxismus, in: Bonß, Wolfgang/ Honneth, Axel (Hg.): Sozialforschung als
Kritik. Zum sozialwissenschaftlichen Potential der Kritischen Theorie.
Frankfurt/M. 1982, S. 230.
43 Vgl. Claussen, Detlev: Traditioneller Judenhaß und moderner
Antisemitismus. Interview mit Detlev Claussen. Geführt von Jörg Später, in:
ªBlätter des iz3w´, Nr. 178, 1991/92, S. 29.
44 Claussen, Detlev: Antisemitismus und Gesellschaftstheorie, in:
Brüsemeister, Thomas u. a. (Hg.): Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen
bringen. Beiträge zur marxistischen Theorie heute. Berlin 1991, S. 199.
45 Ebd., S. 197.
46 Claussen, Detlev: Die antisemitische Alltagsreligion. Hinweise für eine
psychoanalytisch aufgeklärte Gesellschaftskritik, in: Bohleber, Werner/
Kafka, John S. (Hg.): Antisemitismus. Bielefeld 1992, S. 163.
47 Ebd., S. 165.
48 Ebd., S. 48.
49 Claussen: Antisemitismus und Gesellschaftstheorie, a. a. O., S. 198.
50 Claussen: Traditioneller Judenhaß und moderner Antisemitismus, a. a. O.,
S. 28.
51 Claussen: Die antisemitische Alltagsreligion, a. a. O., S. 168.
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