Antisemitismus.Net

Make payments with PayPal - it's fast, free and secure!

We find this information important and want to present it free of charge, open to the public.

If you find it useful, you can help its development with your donation.

 

Theorie
Historischer Rückblick
Holocaust
Antisemitismus nach 1945
Vergangenheitsdiskurs
 
Audio-Vorträge zum Thema
 
[Aktuelle Meldungen]
[Forum]
 
haGalilon

Die Massenpsychologie des Faschismus und der Judenhass der Nazis

Aus dem III. Kapitel (p. 115ff) der "Massenpsychologie des Faschismus" von Wilhem Reich

Die Rassetheorie

1. IHR INHALT

Die theoretische Achse des deutschen Faschismus ist seine Rassetheorie. Das Wirtschaftsprogramm der sogenannten 25 Punkte erscheint in der faschistischen Ideologie nur als ein Mittel zur Höherzüchtung der germanischen Rasse und ihres Schutzes vor Rassenvermischung, die nach Ansicht der Nationalsozialisten immer den Niedergang der "höheren Rasse" bedeute. Mehr als das, auch der Niedergang einer Kultur sei auf Rassenvermischung zurückzuführen. Die "Reinhaltung der Rasse und des Blutes" sei daher die vornehmste Aufgabe einer Nation, zu deren Erfüllung man jedes Opfer bringen müsse. Diese Theorie wird im deutschen Faschismus in Form der Judenverfolgung mit allen Mitteln in die Praxis umgesetzt und wirkt sich solcherweise geschichtlich aus.

Die Rassetheorie geht von der Voraussetzung aus, dass als "ehernes Gesetz" in der Natur die ausschließliche Paarung jedes Tieres mit seiner eigenen Art gelte. Nur außerordentliche Umstände wie etwa Gefangenschaft vermögen dieses Gesetz zu durchbrechen und zur Rassenmischung zu führen. Die Natur räche sich aber and stemme sich mit allen Mitteln dagegen, entweder durch Unfruchtbarmachung der Bastarde oder durch Einschränkung der Fruchtbarkeit der späteren Nachkommen. Bei jeder Kreuzung zweier Lebewesen verschiedener "Höhe" müsse die Nachkommenschaft ein Mittelding darstellen. Die Natur erstrebe aber eine Höherzüchtung des Lebens, daher widerspreche die Bastardierung dem Willen der Natur. Die Auslese der höheren Art erfolge auch im Kampf ums tägliche Brot, bei dem die schwächeren, also rassisch weniger wertigen Wesen untergehen. Und das läge folgerichtig im "Willen der Natur", denn jede Weiterbildung und Höherzüchtung würde aufhören, wenn die Schwächeren, die zahlenmäßig in der Mehrheit sind, die zahlenmäßig schwächeren hochwertigen Arten verdrängen würden. Die Natur unterwerfe also die Schwächeren schwereren Lebensbedingungen, die ihre Zahl beschränken, den Rest aber lasse sie nicht wahllos zur Vermehrung zu, sondern treffe eine rücksichtslose Wahl nach Kraft und Gesundheit.

Dieses Gesetz lasse sich auf Völkerschaften übertragen. Die geschichtliche Erfahrung lehre, dass bei "Blutsvermengung" des Ariers mit "niedrigeren" Völkern als Ergebnis immer der Niedergang des Kulturträgers herauskäme. Die Folge wären Niedersenkung des Niveaus der höheren Rasse und körperlicher und geistiger Rückgang, damit aber auch der Beginn eines sicher fortschreitenden "Siechtums".

Der nordamerikanische Kontinent würde, heißt es bei Hitler, so lange stark bleiben, "solange nicht auch er der Blutschande zum Opfer fällt" (S. 314), das heißt, sich mit den nichtgermanischen Völkerschaften vermischt.

"Eine solche Entwicklung herbeiführen, heisst denn aber doch nichts anderes als Sünde treiben wider den Willen des ewigen Schöpfers." (S. 314).

Nach Hitler ist die Menschheit einzuteilen, in kulturbegründende, kulturtragende und kulturzerstörende Rassen. Als Kulturgründer komme nur der Arier in Betracht, denn von ihm stammen die "Fundamente und Mauern der menschlichen Schöpfungen". Die asiatischen Völkerschaften wie etwa die Japaner und Chinesen hätten als Kulturträger nur arische Kulturen übernommen und in eigene Formen gebracht. Die Juden dagegen seien eine kulturzerstörende Rasse. Für die Bildung hoher Kultur sei das Vorhandensein "niederer Menschen" erste Voraussetzung gewesen. Die erste Kultur der Menschen hätte auf dieser Verwendung niederer Menschenrassen gefußt. Zuerst hätte der Besiegte und erst viel später das Pferd den Pflug gezogen. Der Arier hatte sich als Eroberer die niederen Massen unterworfen und dann deren Tätigkeit unter seinem Befehl, nach seinem Wollen und für seine Ziele geregelt. Sobald sich aber die Unterworfenen die Sprache und Eigenart der "Herren" anzueignen begannen und die scharfe Schranke zwischen Herren und Knecht fiel, gab der Arier die Reinheit seines Blutes auf und verlor dafür "den Aufenthalt im Paradies" Dadurch verlor er auch seine kulturelle Fähigkeit.

"Die Blutsvermischung und die dadurch bedingte Senkung des Rassenniveaus ist die alleinige Ursache des Absterbens alter Kulturen; denn die Menschen gehen nicht an verlorenen Kriegen zugrunde, sondern am Verlust jener Widerstandskraft, die nur dem reinen Blute zu eigen ist." (ebenfalls in Hitlers "Mein Kampf", S. 324).

Eine sachgemäße Widerlegung dieser Grundauffassung vom fachlichen Standpunkt kommt hier nicht in Frage. Diese Auffassung entlehnt ein Argument der Darwinschen Hypothese der natürlichen Zuchtwahl, die in manchen Elementen ebenso reaktionär ist, wie der Darwinsche Nachweis der Abstammung der Arten aus niederen Lebewesen revolutionär war. Sie bildet die theoretische Verschleierung der imperialistischen Funktion der faschistischen Ideologie. Denn wenn die Arier das einzige kulturschöpfende Volk sind, so dürfen sie kraft göttlicher Berufung Anspruch auf die Weltherrschaft erheben. Und eine der kardinalen Forderungen Hitlers ist in der Tat die Erweiterung der Grenzen des deutschen Reiches insbesondere "nach Osten", d. h. auf sowjetrussischem Gebiet. Die Verherrlichung des imperialistischen Krieges liegt demnach völlig im Rahmen dieser Ideologie:

"Das Ziel, für das im Verlaufe des Krieges aber gekämpft wurde, war das erhebendste und gewaltigste, das sich für Menschen denken lässt: es war die Freiheit und Unabhängigkeit unseres Volkes, die Sicherheit der Ernährung für die Zukunft und — die Ehre der Nation." ("Mein Kampf", S. 194).

"Für was wir zu kämpfen haben, ist die Sicherung des Bestehens und der Vermehrung unserer Rasse und unseres Volkes, die Ernährung seiner Kinder und Reinhaltung des Blutes, die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes, auf dass unser Volk zur Erfüllung der auch ihm vom Schöpfer des Universums zugewiesenen Mission heranzureifen vermag." (S 234).

Uns interessiert hier ausschließlich die subjektive Herkunft und Formierung dieser objektiv den Interessen des Finanzkapitals gleichgerichteten Ideologien, vor allem das affektive Übersehen von Widersprüchen und Widersinnigkeiten innerhalb der Rassetheorie.
So übersehen die Rassetheoretiker, die sich auf ein biologisches Gesetz berufen, dass die Rassezüchtung an Tieren ein Kunstprodukt ist. Es kommt nicht in Frage, ob Hund und Katze, sondern ob Schäferhund und Windhund eine "instinktive Abneigung" gegen Vermischung haben.

Die Rassetheoretiker, die so alt sind wie der Imperialismus, wollen Rassereinheit schaffen bei Völkerschaften, wo die Vermischung infolge der Ausbreitung der Weltwirtschaft so weit fortgeschritten ist. dass Rassereinheit nur noch in vertrocknenden Gehirnen eine Bedeutung gewinnt. Wir gehen hier nicht auf die andere Unsinnigkeit ein, als ob die rassische Beschränkung und nicht das Gegenteil, die promiske Paarung, in der Natur das Gegebene wäre. Es kommt bei der vorliegenden Untersuchung der Rassetheorie, die statt von Tatsachen zu Wertungen von den Wertungen zu den Tatsachen gelangt, nicht auf ihren rationalen Gehalt an. Wir werden auch keinem Faschisten, der von der überragenden Wertigkeit seines Germanentums narzisstisch überzeugt ist. mit Argumenten beikommen, schon deshalb nicht, weil er nicht mit Argumenten sondern mit gefühlsmäßigen Wertungen operiert. Es ist also für die politische Praxis aussichtslos, ihm beweisen zu wollen, dass die Neger und Italiener nicht weniger "rassisch" sind als die Germanen. Er fühlt sich als der "Höhere", und damit ist Schluss.

Es ist nur möglich, die Rassetheorie dadurch zu entkräften, dass man über die sachliche Widerlegung hinaus ihre verschleierten Funktionen aufdeckt. Und deren gibt es im Wesentlichen zwei: die objektive Funktion, den imperialistischen Tendenzen einen biologischen Mantel umzuhängen, und die subjektive Funktion, Ausdruck bestimmter effektiver, unbewusster Strömungen im Fühlen des nationalistischen Menschen zu sein und bestimmte psychische Haltungen zu verdecken. Nur die letzte Funktion soll hier erörtert werden. Uns interessiert hier ganz besonders, dass Hitler von "Blutschande" spricht, wenn ein Arier mit einem Nichtarier sich vermischt, während man unter Blutschande üblicherweise gerade den Geschlechtsverkehr unter Blutsverwandten bezeichnet.

Woher diese Dummheiten einer "Theorie", die sich anmaßt, die Grundlage einer neuen Welt, eines "dritten Reiches" zu werden? Wenn wir uns mit der Vorstellung vertraut machen, dass auch die irrationalen, affektiven Grundlagen einer solchen Hypothese letzten Endes bestimmten realen Seinsbedingungen ihr Dasein verdanken; wenn wir uns von der Idee freimachen, dass die Auffindung solcher auf rationaler Basis entstandener irrationaler Quellen von Weltanschauungen Verschiebung der Frage in die Metaphysik bedeuten, so eröffnen wir den Weg zur Quelle der Metaphysik selbst, erfassen wir nicht nur ihre historischen Entstehungsbedingungen, sondern auch ihre materielle Substanz. Die Ergebnisse mögen selbst für sich sprechen.

BESTELLEN?

Eine Kritik des Faschismus lässt sich ohne Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus nicht mehr denken.

Als erster durchschaute Reich mit seinem klinisch und soziologisch geschulten Blick den fundamentalen Zusammenhang zwischen autoritärer Triebunterdrückung und faschistischer Ideologie.

Er analysiert in der Massenpsychologie die Gestik, Phraseologie, die moralischen Schemata und Aktionen der Hitlerei und weist in ihnen die Verschiebung von Sexualangst zu einem Mystizismus nach, der zu einem irrationalen Mechanismus chronischer Abhängigkeit führt.

Thema:
ANTISEMITISMUS

haGalil.com 11. November 2007