Horst Mahler:
Ein deutscher Antisemit
is, haGalil
Wer sich die heutigen Pamphlete Horst Mahlers ansieht
und mit dessen Biographie nicht vertraut ist, wird kaum vermuten, den
Äußerungen eines ehemaligen Linken zu begegnen. Und doch war der Anwalt
Horst Mahler einst SDS-Mitglied und Mitbegründer der Rote Armee Fraktion und
saß "wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes in Tateinheit mit Gründung
einer kriminellen Vereinigung und Beteiligung an derselben" von 1972 bis
1980 im Gefängnis. Dort las Mahler nicht nur Hegel, welchen er heute als
einen wesentlichen Baustein völkischer Argumentation benutzt, sondern begann
sich auch vom Linksextremismus zu lösen.
Nachdem es jahrelang ruhig war um Horst Mahler, meldete er
sich auf der politischen Bühne 1998 zurück - diesmal von rechts: Mit der
"Flugschrift über die Lage des Volkes" wandte er sich an "die Deutschen, die
es noch sein wollen." Es folgte die Gründung der deutschen nationalen
Bürgerbewegung "Für Unser Land", die alle Deutschen aufrief sich ihr
anzuschließen, "damit Deutschland deutsch bleibe...".
Ganz offen nach rechts
Horst Mahler, der heute
NPD-Mitglied ist und auf beinahe keinem Aufmarsch dieser rechtsextremen
Partei fehlt ist nicht nur ein simpler Renegat einer bundesdeutschen Linken,
die ihren Antisemitismus verbrämte als Anti-Zionismus und welche die
vermeintliche Solidarität mit palästinensischen Gruppen dazu benutzte genau
diesen Antisemitismus auszuagieren. Nein - Horst Mahler versteht sich heute
als Theoretiker der Rechtsextremen und als solcher scheint er es sich zur
Aufgabe gesetzt zu haben einen zentralen und verbindenden Bestandteil
jeglicher Strömung der Rechten zu aktualisieren: den Judenhaß.
So findet Mahler Anerkennung nicht
nur in der NPD: Er wird hofiert vom Zentralorgan, einer Zeitung,
welche politisch den sogenannten freien Kameradschaften zuzuordnen ist, also
dem offen nationalsozialistich orientierten Flügel der Rechtsextremen. Und
er veröffentlichte in diesem Jahr gemeinsam mit Franz Schönhuber ein Buch
betitelt Schluss mit deutschem Selbsthaß, zu dessen Präsentation sich
Rechtsextreme von DVU, NPD, Republikanern und des Bundes Freier Bürger
einfanden.
Alte Ideologie, neu verpackt
Am eindeutigsten nachzuverfolgen ist Mahlers
Antisemitismus über seine Internetpublikationen. Hier hetzt er in zum Teil
philosophisch verbrämter Form, so bezieht er sich auf die deutsche
idealistische Philosophie, gegen alles Jüdische und lässt dabei auch seinen
Vernichtungsphantasien freien Lauf. So schreibt er in einem "Rundbrief an
die von jüdischen Organisationen erpressten deutschen Wirtschaftunternehmen"
die Schuld am Zweiten Weltkrieg dem US-Präsidenten F.D. Roosevelt und der
"amerikanischen Ostküste" zu.
Letzterer Begriff wird von Mahler als antisemitischer Code
für us-amerikanische Jüdinnen und Juden gebraucht und eben jene bezichtigt
er die Vernichtung der deutschen Juden in Kauf genommen zu haben, um die
Weltherrschaft zu erlangen. Doch diese Geschichtsrevision ist Mahler noch
nicht genug, er will nicht nur die Zahlungen von Firmen, welche
Zwangsarbeiter ausgebeutet haben abwehren - er will eine stolze deutsche
Nation und dieser Nationalstolz ist nur über den alten Antisemitismus zu
erlangen:
"Der Erpressungsfeldzug der jüdischen Organisationen
ist nur abzuwehren, wenn der durch die Greuelpropaganda erzeugte
Schuldkomplex der Deutschen weggearbeitet wird durch Bewusstmachung der
Abgründe des Judaismus, der die finanzielle Aussaugung der Völker sowie
deren Vernichtung als Gebote "" predigt, sowie durch die
Zertrümmerung der Geschichtslügen. Die Regierung verletzt die Grundrechte
der Deutschen auf freie unternehmerische Betätigung, indem sie es
unterlässt, die Deutsche Wirtschaft gegen die Erpressung durch ausländische
Mächte zu schützen."
(Horst Mahler zitiert nach seinem Rundbrief vom 9. November 2000)
In einem anderen Machwerk in dem
Horst Mahler gemeinsam mit Uwe Meenen und dem ebenfalls Ex-Linken Reinhold
Oberlercher aus rechtsextremer Sicht den 'Aufstand der Anständigen'
kommentiert, wird denn auch gleich das Verbot aller jüdischen Gemeinden und
Vereinigungen in Deutschland gefordert. Auch hier bedient Horst Mahler
klassische antisemitische Ideologiebestandteile. Weltverschwörungswahn und
völkischer Anti-Kapitalismus gipfeln in der Aussage: "Die praktische
Seite der Kritik des Judaismus ist die nationale und soziale Revolution der
Deutschen." (zit. nach Mahler, Meenen, Oberlercher)
Horst Mahler ist nicht nur einfach ein leidenschaftlicher
Antisemit geworden, mit seinem Aufguss altbekannter Muster und seiner
Offenheit gegenüber allen Lagern der Rechten, von Neuen Konservativen bis
hin zu offenen NS-Ideologen, könnte er sich vom ‚Maskottchen’ der
Rechtsextremen’ sehr bald schon zu einer gefährlichen Integrationsfigur
innerhalb dieses Lagers entwickelt haben. Die Frage, warum er mit seinen
Äußerungen nicht schon einen Fall für die Staatsanwaltschaft darstellt,
steht auf einem anderen Blatt.
haGalil
2007
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